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Harald Reiterer - Energie und Umwelt: Die klassische Wachstumsfalle

25.6.2011

Den Menschen in den Industriestaaten geht es materiell so gut wie nie zuvor: Die allermeisten haben mehr als genug zu essen, ausreichend Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Darüber hinaus versorgt uns die Technik laufend mit Innovationen und Maschinen, welche das Leben noch angenehmer machen sollten: Weltweite Kommunikation ist durch Handy und Internet ein Kinderspiel, individuelle Mobilität durch Auto, Zug oder Flugzeug auch über größere Strecken kein Problem mehr.

Um all diese Annehmlichkeiten zu ermöglichen, braucht es neben Rohstoffen und Know-how vor allem eines: Energie.

Die zunehmende Technologisierung geht Hand in Hand mit einem steigenden Energieverbrauch. Und weil weltweit immer mehr Menschen den selben technischen Standard haben möchten, den wir längst als selbstverständlich ansehen, ist der Anstieg des weltweiten Energieverbrauchs rasant. Vor allem die Industrialisierung in bevölkerungsreichen Staaten wie China, Indien oder Brasilien gibt der weltweiten Energienachfrage weiteren Aufschwung.

Wo ist dabei das Problem?

Die Bereitstellung von Energie erfolgt zu einem Großteil durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl oder Erdgas. Bei dieser Verbrennung werden eine Reihe von Schadstoffen freigesetzt, die zum einen die Gesundheit der Menschen schädigen, zum anderen aber auch gravierend in den Naturkreislauf eingreifen und den Klimawandel vorantreiben.

 

Der Klimawandel

Die Erde wird von einer Atmosphäre umgeben, die eine natürliche Erwärmung („Treibhauseffekt“) und somit lebensfreundliche Temperaturen gewährleistet.

Verantwortlich für diesen natürlichen Treibhauseffekt sind so genannte Treibhausgase, die ganz natürlich in der Atmosphäre vorkommen. Dazu gehören vor allem Wasserdampf, Kohlendioxid (CO2), Methan und Ozon.

Seit Beginn der Industrialisierung um 1750 setzt die Menschheit jedoch in zunehmendem Maße riesige Mengen zusätzlicher Treibhausgase frei, vor allem CO2 und Methan. Durch die Verbrennung fossiler Energieträger, das Roden von Wäldern, landwirtschaftliche Tätigkeiten (vor allem Viehwirtschaft und Reisanbau) und industrielle Prozesse wird die Zusammensetzung der Gase in der Atmosphäre verändert und der natürliche Treibhauseffekt verstärkt. Als Folge ist die globale Durchschnittstemperatur im Laufe des 20. Jahrhunderts um ca. 0,74 Grad angestiegen. Die Jahre ab 1995 waren die wärmsten seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen.

Mittlerweile ist es wissenschaftlich unumstritten, dass der globale Temperaturanstieg und der damit verbundene Klimawandel maßgeblich vom Menschen beeinflusst werden.

 

Die Folgen

Der Weltklimarat (IPCC) geht in seinem letzten Bericht von vier möglichen Szenarien aus – je nachdem ob und wie stark die Menschheit ihr Verhalten ändert und die Emission von Treibhausgasen verringert. Im Rahmen dieser Szenarien geht man allgemein von einem weltweiten Temperaturanstieg zwischen 1,8 und 4,0 Grad im Zeitraum 1990-2100 aus. Als Folge werden extreme Wetterphänomene zunehmen: Während Starkniederschläge, die intensiver und länger ausfallen werden, zunehmen, steigt gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen und Stürmen. Die Gletscher schmelzen ab, der Meeresspiegel steigt weiter an, der Permafrostboden taut auf, die Weltmeere versauern. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit kommt es zu Problemen bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser sowie großen Herausforderungen durch Klimaflüchtlinge. Die Umwälzungen gehen einher mit enormen volkswirtschaftlichen Kosten.

Die Menschheit sollte deshalb dringend handeln, um die schädlichen Auswirkungen ihrer Lebensweise so gering wie möglich zu halten. Das erklärte Ziel ist es, den globalen Temperaturanstieg auf maximal 2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Um das zu erreichen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen radikal reduziert werden. Gelingen kann das nur durch eine intelligente Nutzung von Energie (Energieeinsparung) und durch das Ersetzen der fossilen Energieträger durch erneuerbare Energien.

 

Was sind erneuerbare Energien?

Als erneuerbare oder „regenerative“ Energien bezeichnet man Energien aus Quellen, die auf natürlichem Weg kontinuierlich neu gespeist werden. Dazu zählen vor allem Sonnen- und Windenergie, Energie aus Wasserkraft oder Biomasse sowie Geothermie (Erdwärme). Allein die Sonne strahlt rund 10.000 mal so viel Energie auf die Erde, wie derzeit auf der gesamten Erde verbraucht wird.

Erneuerbare Energien stehen nicht nur nahezu unbegrenzt zur Verfügung, sondern es wird bei deren Nutzung auch kein zusätzliches CO2 freigesetzt. So wird auch bei der Verbrennung von Biomasse (z.B. Holz) nur jene Menge an CO2 freigesetzt, die bei der Verrottung der Biomasse ohnehin freigesetzt würde.

Lediglich für die Herstellung der Anlagen wird zusätzliche Energie benötigt. Aber auch diese Energie wird z.B. bei Photovoltaikzellen schnell wieder aufgeholt: Die energetische Amortisationszeit beträgt derzeit rund 3,5 Jahre, bei Dünnschichtmodulen sogar nur ca. 1 Jahr, während die Lebenszeit der Module 20 bis 30 Jahre beträgt.

 

Die Ersetzung der fossilen Energieträger durch erneuerbare Energiequellen ist somit äußerst wünschenswert. Zudem bergen erneuerbare Energien auch eine große Chance für die Länder im Süden der Welt. Meist haben diese Länder durch die hohe Sonneneinstrahlung ein großes Potential für die Nutzung der Sonnenenergie. Ein Projekt zur Selbstherstellung von Solaranlagen hat z.B. auch das Ökoinstitut Südtirol im Libanon durchgeführt.

Durch den Einsatz erneuerbarer Energien könnten die Länder im Süden bei ihrer Weiterentwicklung viel Umweltverschmutzung vermeiden, die sowohl bei der Verbrennung der fossilen Energieträger, als auch bei deren Förderung entsteht.

Die dezentrale Struktur von regenerativen Energien senkt weiters die Abhängigkeit von großen Konzernen, während die Versorgungssicherheit erhöht wird. Das dürfte gleichzeitig wohl auch einer der Gründe sein, warum die großen Stromkonzerne den Ausbau der erneuerbaren Energien blockieren, wie eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie zeigt.

 

Die Schattenseiten und Perspektiven für die Zukunft

Bei all den Vorteilen der erneuerbaren Energien sollte man allerdings auch mögliche Fehlentwicklungen im Auge behalten. So sollte etwa ein vermehrter Bodenverbrauch vermieden werden. Es macht wenig Sinn, wenn Photovoltaikanlagen auf Freiflächen errichtet werden und dabei Wälder gerodet oder fruchtbares Land besetzt werden. Genauso müssen landschaftsästhetische Aspekte berücksichtigt werden. Weiters macht es keinen Sinn, wenn z.B. Palmöl zur Betreibung von Heizkraftwerken oder wenn Lebensmittel für die Herstellung von Treibstoffen verwendet werden.

Gleichzeitig sollte man stets daran denken, dass die nachhaltigste Energie jene ist, die man gar nicht erst verbraucht. Energieeinsparung ist somit das beste Rezept überhaupt.

Den verbleibenden Energiebedarf sollten wir mit erneuerbaren Energien decken. In gemeinsamen Anstrengungen wird uns das auch gelingen - die Frage ist lediglich, wann wir so weit sein werden. Dass wir das fossile Energiezeitalter hinter uns lassen werden, ist nämlich keine Frage.

Um es mit Hans Glauber, dem langjährigen und mittlerweile verstorbenen Präsidenten des Ökoinstitutes Südtirol zu sagen: Wir werden in ein neues solares Zeitalter eintreten. Nachdem die Menschheit bereits früher über Jahrtausende ohne fossile Brennstoffe ausgekommen ist und im Einklang mit der Natur von der Energie der Sonne gelebt hat, werden wir dies auch in Zukunft wieder schaffen!

 

 

Harald Reiterer ist Geschäftsführer des Ökoinstitutes Südtirol/Alto Adige, Forschungsinstitut für eine umwelt- und sozialverträgliche Entwicklung. 

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