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An Zackie Achmat der Alexander-Langer-Preis 2007 – Begründung

30.6.2007, Stiftung
Unter dem Vorsitz von Anna Maria Gentili hat das Wissenschafts- und Garantiekomitee der Alexander-Langer-Stiftung - zusammengesetzt aus Gianni Tamino, Anna Bravo, Ursula Apitzsch, Barbara Bertoncin, Edi Rabini, Fabio Levi (Berichterstatter), Francesco Palermo, Franco Travaglini, Liliana Cori, Pinuccia Montanari, Margit Pieber, Grazia Barbiero, Helmuth Moroder und Mao Valpiana - beschlossen, den internationalen Alexander-Langer-Preis 2007 Zackie Achmat, dem Mitbegründer und Vorsitzenden der südafrikanischen Treatment Action Campaign (TAC) zu verleihen. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird von der Stiftung Südtiroler Sparkasse zur Verfügung gestellt. Zackie Achmat wurde 1962 in Südafrika zu Zeiten der Apartheid geboren und verbrachte seine Kindheit in der moslemischen Gemeinde Western Cape, wo seine malaysische Abstammung und das Vorbild seiner Eltern, die politisch und gewerkschaftlich engagiert waren, aus ihm einen “coloured” mit einer ausgesprochenen Sensibilität gegenüber sozialen Ungerechtigkeiten und Diskriminierung der Schwächeren gemacht haben.Mit 14 Jahren verbrachte er drei Monate im Gefängnis, weil er in Soweto an einem Aufstand teilgenommen hatte. Mit 18 wurde er wegen seines Engagements im Kampf gegen die Rassentrennung fünf Mal verhaftet. 1980 trat er aus Protest gegen die unerträglichen Zustände im Gefängnis zusammen mit anderen Häftlingen in den Hungerstreik und entdeckte dabei die Kraft des gewaltlosen Kampfes.Die Befreiung von Nelson Mandela im Jahre 1990 war auch für ihn ein Moment großer Freude und Hoffnung für die Zukunft. Sein Leben nahm aber bald eine dramatische Wende, als er erfuhr, dass er mit AIDS infiziert ist, was für ihn einem Todesurteil gleichkam. Nach einer Zeit schwerer innerer Erschütterung entschied er, seinem Kampf eine neue Richtung und seinem persönlichen Drama eine soziale Dimension zu geben.Das Ende des Apartheidregimes 1994 mutete der “Regenbogennation” (diesen Begriff hat Desmond Tutu geprägt) wie ein Wunder an: ein friedlicher Übergang zur Demokratie und die Durchsetzung der politischen, bürgerlichen und sozialen Rechte schienen möglich geworden zu sein. Im selben Jahr gründete Achmat die National Coalition for Gay and Lesbian Equality, um ein Ende der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Ausrichtung zu erreichen und verfassungsmäßig festzulegen. Sein Anliegen wurde 2005 durch ein Urteil des Richters Albie Sachs bekräftigt. Zur gleichen Zeit stellte Achmat zusammen mit Edwin Cameron, einem der wenigen weißen Juristen, der früher bereit gewesen war, die Verteidigung der militanten Kämpfer des African National Congress zu übernehmen, die Rechtsschutzgruppe “AIDS Law Project” auf die Beine.Als er sah wie sich die Lage zusehends verschlimmert und die Aids-Problematik besonders in den ärmeren Schichten der Bevölkerung immer schwerwiegender und nachhaltiger wurde, gründete er 1998 die Treatement Action Campaign (TAC). Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige Organisation, in der sich Ärzte und Krankenpfleger, Vertreter der Gewerkschaften, Männer und vor allem Frauen der städtischen Ghettos für die Behandlung der Aids-Kranken einsetzen. Eines der Hauptanliegen der Hilfsorganisation ist die Durchbrechung der sozialen Isolierung von Aids-Kranken. Indem sie ein T-Shirt mit der Aufschrift “HIV positive” getragen haben, konnten bereits Tausende gesunde Menschen ein Zeichen im Kampf gegen die Stigmatisierung der Kranken setzen und dazu beitragen, mit weit verbreiteten Vorurteilen in der Öffentlichkeit aufzuräumen. Auf ähnliche Weise hat der Zugang zu anti-retroviralen Medikamenten (ARVs) infizierten Menschen Hoffnung gegeben und vielen Aids-Gefährdeten die Angst genommen, sich einem Aids-Test zu unterziehen und damit zu exponieren.Eine dauerhafte Hoffnung konnte aber nur genährt werden, indem der allgemeine und flächendeckende Zugang zu den Medikamenten zielstrebig angepeilt wurde. Achmat selbst beschloss 1999, sich solange jeder Behandlung zu verweigern, bis in Südafrika allen Aids-Kranken durch das Gesundheitssystem ein einfacher  Zugang zu den nötigen Medikamenten ermöglicht würde. Die TAC hatte damit einen langen Kampf gegen die Pharmakonzerne begonnen, um eine drastische Preissenkung der Medikamente zu erwirken. Ein teils erfolgreicher Kampf, mit Prozessen und Aktionsformen des zivilen Ungehorsams bis hin zum Import und der illegalen Verteilung beachtlicher Mengen an Medikamenten.Ein weiteres wichtiges Anliegen war der Kampf gegen die Gleichgültigkeit der südafrikanischen Institutionen. Obwohl in Südafrika rund 5 Millionen Menschen mit AIDS infiziert sind, waren die offiziellen Stellen in den wenigsten Fällen bereit, eine zentrale Rolle im Kampf gegen diese Seuche einzunehmen und moderne Therapien einzusetzen. Darauf hat die TAC mit einer konstanten Mobilisierung reagiert, die mittlerweile internationale Dimensionen angenommen hat und AIDS als globale Bedrohung bewusst machen will. Den südafrikanischen Staat hat die TAC wiederholt aufgefordert, einen Aktionsplan und eine Strategie zur Bekämpfung von AIDS auszuarbeiten und umzusetzen und dabei das Hauptaugenmerk auf die schwangeren Frauen, die Gefängnisinsassen und andere besonders gefährdete Kategorien zu richten.

Zackie Achmat ist und bleibt eine der Hauptfiguren im Kampf gegen AIDS. Er hat dabei immer wieder sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt und die undankbare Rolle des Propheten akzeptiert, der einem tauben und widerwilligen Publikum die bevorstehende (Welt)Katastrophe ankündigen muss. Achmat hat dazu zahlreiche gewaltlose Aktionen organisiert und dabei sowohl die Bevölkerung mobilisiert als auch den Dialog mit den Institutionen gesucht. Zackies Ziel ist es, vor allem den Schwächeren einen Schimmer Hoffnung zu bringen: Hoffnung darauf, dass ihr Recht zu überleben und gleich behandelt zu werden wie alle anderen, weiter verbreitet und konkret eingehalten wird.

 Die Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats: Anna Maria GentiliDie Präsidentin der Alexander-Langer-Stiftung: Ingrid Facchinelli
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