Alexander Langer Alexander Langer Schriften - Alexander Langer Religion

Biographie Schriften - Alexander Langer
Albanien Europa Ex-Jugoslawien Friedenspolitik Grüne Kultur Israel/Palestina Lebensstile Nord/Sud Ost/West Politik Religion
Südtirol - Alto Adige Umweltpolitik Zusammenleben
Bibliographie Erinnerungen Nachlass
(22) Cassar-Simma: Trag Sorge - Abbi Cura - Take Care (11)

Advent nur im Advent?

1.1.1963, Offenes Wort - Jänner 1963
Adventus Domini - die Ankunft des Herrn. Jährlich wartet die Kirche in einer Vorbereitzeit von vier Wochen auf die so ersehnte Ankunft des Herrn.

Die Texte der heiligen Liturgie zeugen deutlich genug für die intensive Hingegebenheit der Kinder Gottes im Ausschauen nach dem Erlöser. Tauet, Himmel, den Gerechten, Wolken, regnet ihn herab!" Dieser bekannte Vers aus dem Alten Testament spiegelt die Sehnsucht nach dem Heiland wider. Ich weiß nicht, ob wir modernen Menschen eigentlich imstande sind, die Advents-Sehnsucht richtig nachzufühlen: wahrscheinlich haben wir gar kein solches Bedürfnis nach Christus (das heißt, wir glauben, dieses Bedürfnis nicht mehr zu haben), daß wir mit den alttestamentischen Menschen gemeinsam der Ankunft des Erlösers harren könnten. Trotzdem wollen wir die folgenden Gedanken aussprechen.

Es ist dem Advent eigen, daß er uns nach einer Geisteshaltung hin ausrichtet, die uns nicht nur in der vorweihnachtlichen Zeit nottäte. Das ganze Leben hindurch ist Advent! Immer müssen wir uns auf die Ankunft Christi vorbereiten, und immerzu kommt er. Im Sakrament können wir ihn stets empfangen, im Mitmenschen begegnet er uns, aus der Heiligen Schrift spricht er zu uns. Ist das nicht Grund genug, uns für sein Kommen bereitzuhalten? "Bereitet den Weg des Herrn!" Diese Aufforderung gilt nicht nur für den Advent, die ist immer aktuell. Überhaupt scheint mir, der Täufer habe uns viel zu sagen; er ist ja schon damals der Wegbereiter Christi gewesen: wie lautet doch seine alte, stets geltende Mahnung? "Metanoeite" - denkt um, bereut, werdet innerlich anders, eines neuen Sinnes. Das gilbt auch uns; auch wir müssen umdenken, müssen lernen, unser Leben als stetes Warten auf das Kommen des Herrn einzurichten. Denn öfter als wir meinen, sucht er uns auf. Diese seine Begegnungen mit uns, wo wir ihm ganz nahe gegenüberstehen, so nahe wie die Apostel und noch näher (in der heiligen Eucharistie), dürfen uns nicht unvorbereitet treffen. Denn es darf dem Herrn mit uns nicht so ergehen wie in Bethlehem, wo er im Stall geboren werden mußte, weil in der Herberge kein Platz war. Die Menschheit hat viele Chancen, die Christus bot, versäumt; nicht ausgenützt, weil sie nicht auf ihn vorbereitet war. Nur so konnte es geschehen, daß der römische Hauptmann nach dem Tode des Herrn reuevoll ausrufen mußte: "Wahrlich, dieser war Gottes Sohn." Wehe uns, wenn wir auch erst dann, wenn es zu spät ist, unseren Sinn ändern, wie es Johannes verlangte, und ihn, den Christus, erst dann als Gottes Sohn erkennen.
pro dialog