Alexander Langer Alexander Langer Schriften - Alexander Langer Südtirol - Alto Adige

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Gedanken übel Kultur - 2

14.1.1967, Aus: skolast Nr. 1
Ich möchte kurz zum Aufsatz Helmut Webers im "Skolasten" über Kultur Stellung nehmen, da ich mich darin gewissermaßen direkt angesprochen fühle: dem Verfasser scheint mein früherer Artikel "Gedanken über Kultur" unzureichend.

Um nicht ein unnütze "Kulturpolemik" heraufzubeschwören, möchte ich ein grundlegendes Mißverständnis klären. In meine "Gedanken" (skolast, Mai 1966) versuchte ich, Kultur als menschlich-persönlichen Faktor zu klären und zu definieren, also in einem Sinn, der vielleicht auch mit Reife wiedergegeben werden kann und der ganz wesentlich zur Persönlichkeit des Menschen gehört. Ich habe dabei natürlich gesellschaftliche Gegebenheiten keineswegs außer Acht lassen wollen, doch beschränkte ich mich ausdrücklich und ex professo (ebenso wie in "unterwegs", Dolomitenbeilage vom 30. November 1966) auf eine bestimmte und klar umrissene Blickrichtung. Daneben wies ich ausführlich auf Kultur als "geschichtlich gewordene Ausdrucksform einer raum- und zeitgebundenen menschlichen Gemeinschaft" hin. Doch wollte ich meine Analyse absichtlich auf den ersten Aspekt beschränken, da ich aus dieser Interpretation heraus Begegnung und Dialog als wesentliche Aufgabe der Kultur erkennen konnte.

Helmut Weber hingegen läßt den von mir behandelten Aspekt völlig außer Acht und beschränkt sich seinerseits auf den zweiten. Darum scheinen mir die beiden Aufsätze nicht vergleichbar oder gegenüberstellbar, da sie verschiedene - meiner Ansicht nach komplementäre - Gebiete behandeln.

Jedenfalls würde ich nicht so leichtfertig auf Kulturkreise und Kulturräume verzichten - ohne Grenzen im Sinne von Barrieren ziehen zu wollen - wenn schon ein kultursoziologischer Begriff von Kultur gegen werden soll. Denn in diesem Fall hätte es tatsächlich keinen Sinn, auf Abgrenzungen und Festlegungen zu verzichten, obwohl natürlich niemand "wissenschaftliche Genauigkeit" verlangt und obwohl ebenso natürlich nicht getrennt oder gar aus Zusammenhängen gelöst werden darf. Aber die von Weber erwähnten Sozialstrukturen selbst fordern schon Unterscheidung und Abgrenzung (wo bliebe sonst eine wesentliche Aufgabe der Soziologie?).

Was schließlich Werturteile und -forderungen angeht, kann ich mit Weber nicht übereinstimmen. Gerade durch ihre Wertansprüche und Urteile hebt sich die Kultur als - Ausdruck des schöpferischen Geistes von einer rein deskriptiven "wissenschaftlichen " Analyse ab. Darauf zugunsten der "sich tummelten" Kulturpolitiker zu verzichten, schiene mir untragbar.
pro dialog