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Kritik und Selbstkritik

1.2.1969, Aus: Die Brücke Nr. 16
BRÜCKE/Selbstbesinnung: Wir wollen mit dieser Nummer eine Periode der Besinnung, der Selbstkritik, der Überprüfung unseres Tuns, der Gestaltung der Zeitschrift, ihrer Aufgaben und Ziele, einleiten. Damit wollen wir mehr Klarheit über die Schwerpunkte unserer Arbeit, über den bestmöglichen Einsatz unserer bescheidenen Möglichkeiten für das Ziel einer gerechteren und reiferen Gesellschaft in Südtirol, erreichen. Wir haben die zwei Mitglieder unseres Redaktionskomitees, Alexander Langer und Josef Schmid, gebeten, die Diskussion mit Beiträgen zu beginnen. Wir bitten unsere Leser um Stellungnahmen.

Die Redaktion

Wir müssen im Kampf...zwei Gebote im Auge haben: erstens, "aus früheren Fehlern lernen, um künftige zu vermeiden", und zweitens, "die Krankheit bekämpfen, um den Patienten zu retten".
Mao Tse-tung, 1.2.1942 (Werke, Bd. III)

Es entspricht nicht nur christlicher Verpflichtung, Selbstkritik zu üben: das erwähnte Mao-Zitat mag vielleicht dazu helfen, auch jene zu überzeugen, die Selbstkritik für politisch unklug halten oder darin einen überflüssigen Luxus sehen. Im Falle der "brücke" halte ich es jedenfalls für dringend geboten, eine Pause zur Überlegung und Überprüfung unserer Arbeit, unserer Ziele, unserer Methoden, usw. einzulegen.

Um es offen herauszusagen: ich bin zur Zeit mit der "brücke" gar nicht zufrieden. Mir schient, unser Blatt ist allzu oft unorganisch gestaltet, gewissermaßen zufallsbestimmt in seinem Inhalt, manchmal kleinlich in seiner Kritik, hin und wieder ohne klare Linie und Aussage (diesen Eindruck macht mir z. B. unser letzter Hauptartikel auf der ersten Seite, "Sudtirolo incipriato"), politisch häufig kurzsichtig und somit ungeschickt in der Verteilung und im Aufwand der Kräfte (ob wir z. B. nicht dem "Kulturinstitut" zuviel Ehre antun, wenn wir von Reform seiner Statuten sprechen?), dann und wann vielleicht auch selbstgefällig, häufig ästhetisierend...

Vielleicht bin ich schärfer als viele andere Kritiker der "brücke". Aber schließlich habe ich die Fehler in höherem Maße mitzuverantworten als andere Kritiker, und vielleicht liegt mir auch mehr als vielen anderen daran, daß "die brücke" besser wird. Daß sie sich nicht nur in den Kleinigkeiten ändert, die ich oben kurz erwähnte, sondern gründliche Selbstbesinnung treibt und die nötigen Konsequenzen zieht.

Ich weiß es, natürlich weiß ich es: wir sind bezüglich der Mitarbeiter und der Geldmittel (und damit der technischen Mittel überhaupt) sehr beschränkt, wir haben relativ wenig Erfahrung, wir kämpfen gegen ein übermächtiges System. Gerade deshalb aber muß die "brücke" besser werden!

Die "permanente Revolution", die wir in der Gesellschaft fordern, muß unsere Redaktion mehr als bisher erfassen.

Sie kann aber nur gelingen und fruchtbar werden, wenn sie von allen Interessierten mitgetragen wird. Die "brücke" ist keine Institution, die einfach von selbst, durch das Gesetz der Trägheit oder des Machtkampfes von einigen wenigen vorangetrieben wird. Wer die Anliegen der "brücke" teilt, darf nicht als träger Konsument zusehen, wie der "Produzent" mit seinen Problemen fertig wird, sondern muß mitmachen, um auch die Beziehung Zeitung - Leser auf ganz andere Beine zu stellen.

Bisher wurde mehr erreicht, als man vor etwa 1-2 Jahren hoffen konnte .Das ist nicht nur und bestimmt nicht vor allen Verdienst der "brücke", aber wir fühlen uns jedenfalls "mitschuldig", wenn z. B. in Südtirol heute offen die Probleme der Linken diskutiert werden und überhaupt politische Differenzierung eingesetzt haben; wenn das Verhältnis zwischen deutschen und italienischen Südtirolern, besonders im Rahmen der engagierten Kräfte, anders geworden ist; wenn durch Einbruch eines relativen Pluralismus zumindest in der geistig-kulturellen Auseinandersetzung Südtirol einigen Rückstand gegenüber der Geschichte der letzten zweihundert Jahre aufzuholen beginnt; wenn heute neue Fermente unter Jugendlichen beider Sprachgruppen aufbrechen; wenn die politischen Parteien und die Machthaber im Lande sich doch nicht mehr ganz unkontrolliert und ungestört fühlen und z. T. neue politische Bewegung entsteht; wenn heute die Opposition im allgemeinen in Südtirol zumindest gesellschaftlich nicht mir total "erledigt" werden kann.

Aber wie sich die Verhältnisse verändert haben, müssen sich auch unsere Ziele und Methoden mitentwickeln, um jeweils in der Südtiroler Gesellschaft jene Funktion wahrzunehmen, die uns gerade wichtig scheint, ohne blind an Vorstellungen hängenzubleiben, die vielleicht ihre Wirkkraft schon erschöpft haben.

Daher die Aufforderung zur Diskussion an alle unsere Freunde!

Wir glauben nicht, daß es besser ist, wenn unsere Probleme - die die Probleme der Opposition in Südtirol sind - "unter den berufen Stellen" ausgetragen werden, wie es sonst allgemein üblich ist.

Wir wollen keine Angst haben, auch um die Fragestellungen der "brücke" größtmögliche ÖFFENLTICHKEIT zu schaffen, d. h. ohne formale Begrenzungen und Spielregeln in Offenheit und unter möglichst weiter Mitbeteiligung darüber zu diskutieren, durch

DISKUSSIONSGRUPPEN
LESERBRIEFE
MITARBEIT
KRITIK

Die Methoden zu solcher Auseinandersetzung müssen gefunden werden. Wir können sie nur durch Phantasie und Erfindung erproben. Wir bitten um Mitarbeit.

Für eine erneuerte "Brücke"

Im folgenden will ich zu den m. E. wichtigsten Punkten Stellung nehmen, die im Zusammenhang einer Diskussion über die "brücke" besprochen werden müßten. Es braucht wohl kaum betont zu werden, daß diese Stellungnahme nur meine persönliche Ansicht wiedergibt, und ein Diskussionsbeitrag - gewissermaßen in Stichworten - sein will.

1. DIE "BRÜCKE" MUSS IM ZUSAMMENHANG DES POLITISCHEN UND GESELLSCHAFLTICHEN LEBENS IN STÜDTIROL GESEHEN UND VERSTANDEN WERDEN.

Nur daraus läßt sich ein entsprechendes Selbstverständnis der Zeitung erarbeiten, denn es scheint mir klar, daß die br. (="brücke") hier und jetzt wirksam sein will und somit von den zahlreichen verhandenen Gelegenheiten geprägt wird.

* Die "brücke" ist Mittel, nicht Zweck. Als Mittel versteht sie sich als eine mögliche und nützliche Form des Kampfes um eine demokratischere, reifere, gleichere, menschlichere - im ganzen gesehen sozialistische - Gesellschaft. Deshalb Zusammenhang mit anderen solchen Kräften wahren und die eigene Tätigkeit nicht verabsolutieren.

* Die br. steht innerhalb des Kräftefeldes der Linksopposition in Südtirol. In dieser Sicht bestimmen sich Teilziele und "Arbeitsteilung" (in weitem Sinn, je nach Überzeugung und Wirkmöglichkeit). br. richtet sich dabei vor allem an die deutschsprachigen Südtiroler und bemüht sich um Überwindung des geschichtlich bedingten Gefälles zu den entsprechenden Kräften auf italienischer und europäischer Seite. Überlegungen, wieweit sich br. auch in die italienischen Kräfte in Südtirol (innerhalb ähnlicher Koordinaten) wenden kann und soll (meines Erachtens ja).

* Bisher war Pluralismus ein Minimalziel, nun ist klares Engagement notwendig: globale Zielvorstellungen, d. h. politische Positionen, müssen häufiger diskutiert werden und zugrunde liegen. Entweder will man wirklich, daß sich die Dinge ändern - dann muß man sich konkret fragen, in welche Richtung und mit welchen Kräften; oder man ist daran uninteressiert, dann kann man auch in einem vorpolitischen Raum allein stehen blieben.

* Die Taktik nicht überbewerten ("dafür ist Südtirol nicht reif", "wir müssen doch hier Rücksicht nehmen..."), mehr über Strategie nachdenken. br. soll sich entschieden für eine klassenbestimmte Analyse der Verhältnisse und ein entsprechendes Engagement auf Seiten der Klassen in der Gesellschaft einsetzten, in denen wir die Träger einer geschichtlichen Umwälzung sehen.

* br. soll die Trennung von Theorie und Praxis überwinden und unmittelbarn Bezug zur gesellschaftlichen Praxis (z. B. Studentenbewegung und ihre Aktionen, Arbeiterbewegung, usw.) und den aktiven Gruppen finden. Zugleich - mehr als bisher - Werkzeug für die notwendige theoretische Analyse (politische, kulturell, sozial, wirtschaftlich, usw.) sein.

* Die br. muß sich um die Zusammenarbeit und Aktionseinheit der linksoppositionellen Kräfte in Südtirol bemühen und zugleich die Diskussion unter ihnen wachhalten. Insofern notwendig, keine festgelegte Parteilinie einzunehmen, um Diskussionsforum und Bindeglied bleiben zu können. Zugleich aber wesentliche, in dieselbe Richtung und zusammen zu arbeiten, sonst wird intellektualistische Opposition betrieben.

* Es stellt sich für die br. das schwere Problem, ob sie mehr auf Breitenwirkung (Sammlung aller irgendwie "progressiven" Kräfte, z. B., oder mehr divulgative Funktion bestimmter Ideen) oder mehr auf Erarbeitung jeweils "neuester" Ergebnisse und Standpunkte hinzielen soll. Muß diskutiert werden. Vor allem die Frage, ob sich die br. intentionell mehr an viele Menschen wenden will, oder lieber an eine Elite, oder ob sich beides irgendwie verbinden läßt. (Persönlich neige ich eher dazu, der Breitenwirkung den Vorzug zu geben).

* br. muß mehr Gelegenheit zur Diskussion und Aussprache schaffen, nicht nur durch das geschriebene Wort (Tagungen, Versammlungen, usw. - auch dort br. als vermittelndes Forum).

II Wer schreibt was für wen?

Grundlegend ist die Überlegung, wessen Aussage vermittelt werden und welchen Gehalt sie haben soll, an wen sie sich richten will. Hier geht es also um konkrete Fragen der Zeitung, die sich stellen, sobald ihr Standort im politischen Südtirol (siehe unter Abschnitt I.) geklärt ist.

* Es ist klar, daß eine Zeitung nicht das einzige Kampfinstrument ist, und nicht das wichtigste (sieh oben). Damit die Zeitung aber wirksam werden kann, muß sie sich für bestimmte vorrangige Probleme entscheiden. In anderen Worten: da nicht alles zugleich getan werden kann, muß Wichtigeres zuerst getan werden. Nach diesem Grundsatz muß die Zeitung gestaltet und programmiert werden. Natürlich sind solche Prioritäten nicht stets gleichbleibend und müssen jeweils der sozialen Wirklichkeit in Südtirol entnommen werden (also nicht so sehr den privaten Anliegen der Redakteure). Schließlich soll die Zeitung eine Dienstfunktion wahrnehmen.

* Wer schreibt, schreibt namens jener und für jene, die nicht die Möglichkeit oder die Fähigkeit haben zu schreiben. Dementsprechend müssen die Werte und Grundlagen der Arbeit gewählt und erarbeitet werden (und zwar nicht nur mit jenen, die schreiben, sondern auch mit jenen, für die geschrieben wird).

* Die anfänglichen Funktionen der br. (z. B. Aufweichung gewisser Fronten, Herausarbeitung bestimmter Machtpositionen, usw.) sind nicht alle noch aktuell (z. B. muß der Dialog mit der italienischen Volksgruppe jetzt anders gesehen werden, nicht partout als Gespräch mit "den" Italienern, sondern als gemeinsame Arbeit mit bestimmten Italienern). Besonders ist zu überprüfen, welche Funktionen inzwischen vom "System" aufgefangen worden sind und somit von ihm übernommen werden können, ohne daß wir uns damit belasten (z. B. Geplänkel zwischen SVP - SFP, Debatte über Kulturinstitut, Sennhausersche und ähnliche Initiativen, vielleicht auch auf kulturellem Gebiet...). Besonders muß sich die br. hüten, einfach weiterhin ihr Dasein etwa als Unmutsventil gegen die SVP u.ä. zu fristen: erstens genügen dazu auch andere Werkzeuge (Dt. Blatt im AA, im erwähnten Fall), zweitens wird dadurch letztlich nichts geändert, sondern nur dem System geholfen, raffinierter vorzugehen. In diesem Sinn ist auch kleinliche Polemik gegen einzelne Personen zu vermeiden - es sei denn, es geht um ein Problem, und nicht um die Person (das muß dann aber klar resultieren).

* - Entsprechende Wahl des Inhalts der br.: vorläufig ist die br. nichts anderes als ein linksbürgerliches Blatt, ohne aber irgendeine klassensprengende Wirkung bei ihren Lesern hervorzurufen (außer vielleicht unter Studenten und Oberschülern). Es ist also wesentlich, Zusammenhang zu den anderen sozialen Klassen zu finden und redaktionell zu verarbeiten. Natürlich wird sich dann die Thematik der Aussage, besonders im "kulturellen Teil" vielfach ändern müssen. Es geht aber auch hier um die Wahl von Prioritäten.

* Somit wichtig, Schwerpunkte für Redaktionsarbeit auszumachen, sowohl in der Gestaltung der Thematik, als in der Wahl der "Angesprochenen". In Südtirol schienen drei gesellschaftliche Kräfte potentiell erneuerungsfähig (vielleicht revolutionär) zu sein: Studenten und Schüler, Arbeiter, Kirche. Dazu - durchaus latent, weil eben nie gesammelt - die Bauern. Außerdem ist das Volksgruppenproblem mit seine sozialen, kulturellen, usw. Implikationen fähig, "revolutionäre" Momente hervorzurufen (Sobald es nämlich als Stilisierungsprinzip negiert wird). Dementsprechend sind die Schwerpunkte zu setzten. Wicht noch: Vermittlung ins unterentwickelte Südtirol von neuen Ideen von außen.

* Wirkungsmöglichkeit der br. unmittelbar ist also die Bewußtseinsbildung: dazu aber ist notwendig, daß die br. immer mehr Kontakt mit allen Basisgruppen findet - und vielleicht selbst beiträgt, solche Gruppen besonders in den kleinen Orten Südtirols ins Leben zu rufen - die in Südtirol auf verschiedenen Ebenen (politisch, religiös, kulturell, usw.) tätig sind oder werden. Ebenso wichtig der Kontakt zu jenen Volksschichten, die in Parteien organisiert sind, ohne dabei in die entsprechenden Parteien "einzusteigen", d. h. die Zeitung ihnen dienstbar zu machen. Unabhängigkeit darf nicht luftleerer Raum bedeuten.

* Experimente müssen gemacht werden, endlich jene Schichten (besonders Landbevölkerung) anzusprechen und umgekehrt "zum Reden" zu bringen, die bisher ausgeschlossen sind. Prüfen, ob dazu die Zeitung oder andere Werkzeuge günstig sind.

* Was die kulturelle Aufgabe der br. betrifft, ist der Kulturbegriff zu überprüfen, der bisher auch in der br. vorherrscht (einer veralteten bürgerlichen Kultur gegenüber wird oft nur einer moderneren bürgerlichen Kultur das Wort geredet, siehe Theaterkritiken z. B.). Kultur und Kunst nicht im luftleeren Raum der reinen Ästhetik betreiben! Im übrigen die Proportionen überprüfen (m. E. die Gedichte z. B. quantitativ etwas einschränken und vielleicht qualitativ besser auswählen).

* Trotz Südtirolbezogenheit der br. den Blick ausweiten und vor allem ähnlich gelagert Probleme auch aus anderen Ländern, usw. behandeln. Frage des Nationalismus und Internationalismus näher untersuchen.

* Vor allem mehr Berichte und Analysen über tatsächliche Situationen, Aktionen, usw. in Südtirol; Voraussetzung dazu: Mitarbeit neuer Leute, besseres Informationsnetz über Basisgruppen, usw.

* Dieses grundlegende Engagement der br. wird uns wahrscheinlich neue Freunde bringen, aber vielleicht auch manche alten verlieren lassen. Wer die br. als sympathische Jugend- oder Studentenzeitschrift, als Klatsch gegen die Landespolitiker, als bloße Opposition gegen die SVP (unwichtig, ob á la Raffeiner, Jenny, Sennhauser, usw.), einfach als "Neuheit" usw. angesehen hat und an ihr eben nur eine unverbindliche "Offenheit" schätzte, wird mit einer engagierten br wenig anzufangen wissen und uns vielleicht seine Freundschaft und sein Abonnement, Inserat, Monatsbeitrag, usw. aufkündigen. Aber man kann eben nicht zwei Herren dienen. Wer mit uns, suchend, den Weg zu einem stärkeren Engagement gehen will, sei willkommen; wer nicht, soll uns nicht abhalten, das zu tun, was uns richtig und notwendig scheint.

III. Das neue Engagement bestimmt auch die konkrete Leitungsarbeit

Alles, was sich an mehr technischen Fragen ergibt, kann nur aufgrund eines zuvor geklärten Grundsatzprogramms und entsprechender Entscheidung beschlossen werden. Auch fiese Fragen sollten jedoch mit von allen diskutiert werden.

* Vordringlichstes Element - und nicht nur "technisch" - ist die Frage des Ausdrucks und der Verständlichkeit der br. Artikel. Hängt davon ab, für welche Funktion und welches "Publikum" man sich entschließt.

* Eine ebenso wichtige Frage ist die Beziehung zwischen den Lesern und der Zeitung: vorläufig herrscht eigentlich die übliche Produzent-Konsument-Relation, der Zeitung fehlt die eigentliche Basis, von der sie getragen wird und die sich für sie einsetzt (das merkt man natürlich auch am Inhalt, den spärlichen Leserbriefen, den Finanzen, der Verbreitung, usw.)

* Entsprechend den oben entwickelten Vorstellungen muß die Redaktion geführt werden: in gemeinsamen - nicht unbedingt konformen - Engagement, ohne irgendwelche Unterscheidung zwischen Eigentümer, Herausgeber und Redakteuren (nur juristisch muß die Fiktion eines Verantwortlichen erhalten bleiben), in allem als Gruppenarbeit geleistet (wobei - vorderhand zumindest - aber die persönliche Verantwortung für die einzelnen Artikel erhalten bleiben muß, da andernfalls eine strenge einheitliche Redaktion erforderlich würde).

* Die "Doppelsprachigkeit" der br. (zu der sich bisher die Leser kaum geäußert haben!) soll ausgebaut und etwa auf Parität gebracht werden (vor allem qualitativ), unter Berücksichtigung der besonderen Probleme, die von jeder und für jede Volksgruppe zu behandeln sind.

* Alle Vorgänge in der Zeitung und um sie sollen von der größten Transparenz gekennzeichnet werden: Mitarbeiter, Haushalt, Finanzierung, Redaktionsprobleme, usw. öffentlich aufscheinen lassen.

* Die technischen Aspekte (Gestaltung, Finanzierung, Verkauf, Werbung, Redaktionsräume, eventueller Leserraum, usw.) sollen hier nicht behandelt werden, könnten aber auch in der Diskussion berücksichtigt werden.

BRECHT DIE ENTFREMDUNG ZWISCHEN DER "BRÜCKE" UND IHREN LESERN!
pro dialog