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Auf dem rechten Auge blind

7.11.1994, Südtirol profil, 7. November 1994
Die Selbstwahrnehmung der Tiroler - wie aller anderen Völker auch - stellt sich gerne etwas verklärt oder überhöht dar. So empfinden wir uns gerne als die älteste Demokratie (oder zumindest eine der ältesten) Europas oder gar der Welt, wo auch die Bauern etwas zu sagen hatten.

Man ist stolz auf die fast 600jährige Treue zum Hause Habsburg (an uns lag's ja gewiß nicht, daß es damit zu Ende ging). Stolz sind wir auch auf unser starkes, ausgeprägtes Landesbewußtsein - Regionalismus oder Autonomismus würde man es heute vielleicht nennen - das durchaus auch Kraftproben mit Wien (ganz zu schweigen von Rom oder Brüssel) wagen kann. Wir betrachten gewöhnlich das bäuerliche Erbe unseres Landes - gewiß, gemeinsam mit seinem Adel und seinen Bürgern, aber doch eine Note stärker - als eine Art Wesensprägung Tirols. Wir wissen uns fest verankert in der "christ-katholischen" Tradition, besiegelt nicht zuletzt durch Schwüre und Feiern, die uns im Heiligsten Herzen Jesu und in der Hohen Frau von Tirol unsere sichersten Bündnispartner ins Gedächtnis rufen und räumen deshalb für gewöhnlich der katholischen Kirche und ihren Würdenträgern auch eine ganz besondere Ehren- und Machtstellung in der Gesellschaft gerne ein. Tiroler sind es allerdings auch sonst gewohnt, Obrigkeiten ehrerbietig und gehorsam zu begegnen. Man schämt sich nicht, Neuerungen gegenüber insgesamt eher mißtrauisch zu sein und eine konservative Grundhaltung gewissermaßen zum Volkscharakter erhoben zu haben.

All dies verbrämen wir dann gerne mit Freiheitssinn und Freiheitsliebe, als seien diese Urtiroler Tugenden, für die wir uns allemal bereit erklären, auch kämpferisch einzutreten.

Diese "Tiroler Ideologie" (wie ich sie in Anlehnung an den Begriff der "Deutschen Ideologie" nennen möchte) ist keine Karikatur, und schon gar keine mißgünstige, sondern eher eine grobe Skizze des gemeinschaftlichen Tiroler Selbstbewußtseins, wie es sich insbesondere seit dem 16. Jahrhundert entwickelt hat.

Warum gerade seit dem 16.Jahrhundert? Weil die Herausbildung dieses geistig-kulturell-ideologischen Corpus' im wesentlichen nach und dank der Niederwerfung der reformatorischen Tiroler Bauernrevolution und der erfolgreichen Durchsetzung der habsburgisch-katholischen Gegenreformation möglich wurde und sich festigen konnte.

In der so beschriebenen Geisteshaltung möchte ich den Begriff der Fremdkörperabwehr ansiedeln, um den sich diese Überlegung rankt. Zu Fremdkörpern wurden Ideen, Bestrebungen und Bewegungen, die nicht in dieses Bild paßten, sondern eher die so geordnete und tradierte Welt störten und deshalb in der Tiroler Geschichte unter eine außerordentlich wachsame und wirksame Fremdkörperabwehr fielen.

Denken wir nur daran, wie es in Tirol seit dem 16. Jahrhundert beispielsweise dem Protestantismus in seinen verschiedenen Spielarten ergangen ist - bis hin zur physischen Vertreibung. Oder erinnern wir uns an das Schicksal der Juden in Tirol. Denken wir an die Freimaurerbewegung und die Aufklärung überhaupt - mochte sie uns nun aus Wien, aus München oder gar (oh Graus!) auf den napoleonischen Bajonetten aus Frankreich bedrohen. Denken wir an die Ablehnung des politischen Liberalismus - Schulstreit, Kulturkampf und Auseinandersetzung um Religionsfreiheit in Tirol noch vor kaum mehr als 100 Jahren zeugen davon. Oder an die Kälte, mit der republikanische oder gar sozialistische Ideen in Tirol zur Kenntnis genommen wurden. Es braucht keinen großen Scharfsinn, um gerade im Tiroler Andreas-Hofer-Kult die höchste augenscheinliche Zelebration einer solchen überzeugenden und letztlich erfolgreichen Fremdkörperabwehr zu erkennen.

Damit soll nun nicht gesagt sein, daß reformerische und fremde Ideen bei uns nicht trotzdem Aufnahme und Verbreitung finden konnten - die genannten und auch noch andere. Aber sie hatten alle mit einem fundamentalen Nachteil zu kämpfen: sie mußten das schier unlösbare Unterfangen auf sich nehmen, den expliziten oder impliziten Vorwurf zu entkräften, es handle sich um fremdes, um un-tirolisches Gedankengut, das somit in unserem Land im Gebirge eigentlich gar nichts zu suchen habe: Fremdkörper, die einer wirksamen und weitgehend spontanen, weil verinnerlichten Erkennung und Abwehr zum Opfer fallen mußten.

Die Frage nun ist: warum hat ab einem gewissen Zeitpunkt diese Fremdkörperabwehr nach gewissen Seiten hin zunehmend versagt und gerade deutschnationalen, später faschistischen und nationalsozialistischen Tendenzen gegenüber eine ausgesprochene Immunschwäche gezeigt?

Warum wurde beispielsweise die Demütigung italienischer (d.h. welschtirolischer und welch-österreichischer) Studenten an der Universität Innsbruck zu Beginn dieses Jahrhunderts nicht als un-tirolisch empfunden und abgewehrt? Warum entlarvte man die alldeutschen Fanatiker, die trentinische Dörfer, Städte und Fluren umbenannten, nicht als un-tirolische Hetzer? Warum konnten - nach der Zerreißung der Landeseinheit - prominente Tiroler südlich des Brenners schon bald den Faschismus als eigentlich recht passende, aber halt leider italienische Regierungsform belobigen und prominente Tiroler nördlich des Brenners den autoritären, christlich-sozialen Austrofaschismus so gut finden, ohne die Entfernung von der vielbesungenen Tiroler Freiheitsliebe und Demokratie zu spüren?

Und warum schließlich konnten sich Tiroler - hüben und drüben der neuen Staatsgrenze - massenhaft für Hitler, seinen "Anschluß", seinen Einmarsch, seinen völkischen Wahn, seine Uniformen, seine Blutfahnen, seine monströse Partei, sein großdeutsches Gewäsch begeistern? War man nicht einem - wennschon, dann viel eher 1000jährigen - "Land'l" verpflichtet, "a kloans, a feins, des isch meins", in dem Menschen verschiedener Sprachen seit eh' und je zusammenlebten und zusammengehörten? Wie konnten Tiroler nichts daran finden, daß Juden mit ihren Zahnbürsten den Gehsteig schrubben mußten - und dann für immer verschwanden? Wie konnten sie sich für die Wehrmacht und deren Eroberungszüge nach Finnland oder Rumänien begeistern, war man doch seit Jahrhunderten stolz darauf gewesen, letztlich nur zur Tiroler Landesverteidigung eingesetzt werden zu dürfen? Und wie konnte sich ein bäuerlich-verwurzeltes Volk südlich des Brenners soweit verführen und verblenden lassen, daß es sich per Option bereit erklärte, dem Führer zuliebe aus der Heimat weg und als deutsche Grenzlandwache nach Elsaß, Schlesien oder auf die Krim zu ziehen?

Was war geschehen, daß Tiroler sich in großer Zahl Hitlers Endsieg als höchstes historisches Ziel ersehnen konnten?

Gewiß, es gab in Tirol auch Mahner und Dissidenten, Widerstand und gar Martyrium - vor den Kämpfern und den Opfern haben wir uns auch heute noch dankbar zu verneigen. Aber die früher so wirksame Fremdkörperabwehr hatte gegenüber dem braunen Fluch völlig versagt - und den schwarzen Fluch der römischen Liktorenbündel nur deswegen abgelehnt, weil er als fremdnationale Unterdrückung erlebt wurde und in diesem Sinne die Immunisierung gegen Fremdkörper somit greifen konnte.

Und auch wenn wir spätere und uns zeitlich nähere Abschnitte der Tiroler Geschichte betrachten, finden wir eine Bestätigung dafür, daß die Fremdkörperabwehr eben wirklich sehr selektiv stattfindet. "Linker Anarchismus" (lese ich in der Presse dieser Tage) ruft Abscheu und Alarm hervor, doch die Stimmungsmache der Dornenkronenmarschierer von 1984 oder der glanzlivrierten Festkommers-Angeber von 1994 scheinen dem Bannfluch des Un-tirolischen völlig zu entgehen - eher werden die antifaschistischen Gegendemonstranten als Fremdkörper hingestellt. Die vielen falschen braunen Tirol-, und vor allem Südtirol-Freunde aus Nürnberg, München, Mondsee, Salzburg, Linz, Kärnten oder gar Schleswig können zwar für sich nicht beanspruchen, weiß Gott welche Zuneigung bei den Tirolern (oder Südtirolern) zu erwecken, doch läßt man sie oft weniger Fremdheit verspüren als meinetwegen linke oder liberale Demokraten, die für Zusammenleben und Völkerverständigung eintreten.

Was ist dem "Tiroler Volksempfinden" nur zugestoßen, wie kommt es, daß man sich vor unserer "Volksseele" allemal noch eher dafür rechtfertigen muß, daß man gegen Nazitum und großdeutsche Gelüste ankämpft, als dafür, daß man solchen Träumen nachhängt?

Um es gleich vorwegzunehmen: ich glaube nicht, daß eine echt konservative Grundhaltung an sich einfach auf dem rechten Auge blind ist oder gar als in Richtung Rechtsextremismus abrutschgefährdet hingestellt werden kann. Echtes Bewahren, überzeugtes Festhalten an überkommenen Werten - nicht unbedingt an Macht- und Eigentumsverhältnissen -, verwurzeltes Heimatbewußtsein und praktizierte Treue zur Heimat, lebendiges Pochen auf Eigenart, Überlieferung, Glauben, Sprache, Kultur, gewachsene Ablehnung von Modernisierung (erst recht, wenn sie von außen aufgezwungen werden soll) und entsprechendes Engagement gegen ungewünschte Reformen sind noch lange nicht die Vorstufe zum Faschismus. Man kann vielleicht geradezu das Gegenteil behaupten: der moderne Totalitarismus - dem der Faschismus und Nationalsozialismus eine mögliche historische Gestalt verliehen haben - findet seine Wurzeln (man verzeihe mir das Wortspiel) gerade in der Entwurzelung heimat- und identitätslos gewordener Menschen und ganzer sozialer Gruppen und Schichten. Wurzellosigkeit macht um vieles anfälliger als echter Konservatismus.

Insofern kann man vielleicht in der Großen Tiroler Entwurzelung - die im wesentlichen zwei Aspekte desselben historischen Ereignisses umfaßt, nämlich das Ende Alt-Österreichs und die erzwungene Teilung Tirols - einen der Erklärungsgründe für das beklagte Versagen der Fremdkörperabwehr finden; sagen wir, den - großteils - fremdverschuldeten.

Allerdings dürfen wir uns nicht um den selbstverschuldeten Anteil dieses Versagens drücken - und hier bedarf das vorher in Umrissen skizzierte Tiroler Selbstverständnis einer nochmaligen Prüfung.

Man darf wohl behaupten, daß die Ursprungsprägung tirolischen Selbstverständnisses so entscheidend die Spuren der Niederschlagung der aufständischen Bauern und des Siegeszuges des habsburgisch-gegenreformatorischen Absolutismus' aufweist, daß der Tiroler Sinn für Rebellion, Kritik (und Selbstkritik), Pluralismus, Andersdenkende, demokratischen Widerstreit, aktive Solidarität der Machtlosen u.dgl.m. auf Dauer geschädigt blieb. (Insofern ist es auch kein Zufall, daß Michael Gaismair aus der Tiroler Heldengalerie weitgehend verbannt wurde, während ein Andreas Hofer oder Franz Innerkofler sehr gut zum Bild der Fremdkörperabwehr passen.)

Es darf uns also nicht allzusehr verwundern, daß Tirol nicht gerade den günstigsten Nährboden für Widerstand gegen Nazis und Faschisten hergab: selbst dem verhaßten italienischen Faschismus begegnete man vor allem mit Resignation, obwohl da die Schmerzgrenze doch weit früher erreicht war.

Zudem eignen sich Regionen mit schwelenden Volksgruppen- oder Grenzkonflikten (siehe auch Kärnten oder Triest, z.B.) besonders gut als Keimfeld für faschistische und nationalsozialistische Verhetzung - die Betreiber des "Festkommers'" vom vergangenen Wochenende wußten darum und wollten darauf ihr Süppchen kochen. Dies fordert aber gerade von uns heute lebenden Tiroler Demokraten nördlich und südlich des Brenners ein wesentlich stärkeres und bewußteres Engagement, um Nationalismus, Faschismus und Rechtsextremismus in die Fremde zu bannen und Demokratie und Toleranz als voll und ganz heimisch anwachsen zu lassen.

Wenn es nämlich stimmt, daß die "Tiroler Ideologie" eine so kompakte Identität mit so wachsamer Fremdkörperabwehr erzeugt hat, dann muß man sich fragen, wie man einerseits dazu beitragen kann, das "Un-tirolisch Fremde" an faschistischen, rassistischen und volksverhetzenden, aber auch an konsumvergötzenden und wachstumsbesessenen Einstellungen glaubhaft herauszuarbeiten und anzuprangern - und wie man andererseits (ohne deshalb in falschem Gewande, in diesem Fall: in falscher Tiroler Tracht, aufzutreten) die tirolischen Wurzeln jener Bestrebungen aufwerten kann, in denen wir ein höheres Maß an Humanität, an Demokratie, an Solidarität zu erkennen glauben.

Es hat zuweilen in Tirol - auch gutgläubige - Fortschrittsapostel gegeben, die meinten, Modernität und Liberalismus und weiß Gott welch' andere Segnungen progressiven Wandels könnten bei uns nur dadurch Fuß fassen, daß man "Tarroll" als hinterwäldlerisch denunziert, tirolische Eigenart der urbanen Lächerlichkeit oder dem aufgeklärten kosmopolitischen Mißtrauen preisgibt und auf der solchermaßen herbeigeführten "tabula rasa" dann endlich ein solides Fundament für zeitgemäße Weltoffenheit gründet.

Bisher hat sich diese Annahme für die Behauptung der sozialen und demokratisch sensiblen Kräfte nicht bewahrheitet - da haben, wennschon, ganz andere Kriegsgewinnler abgesahnt und mit falschen, neu gestylten Tiroler Insignien - von Bekleidung bis Sprache, von kirchlichem Segen bis politischer Approbation - die Bereitschaft zum Überbordwerfen althergebrachter Vorstellungen und Werte für ihre Autobahnen, Skilifte und Hotelkolosse in Anspruch genommen.

Aber warum soll es eigentlich den Reaktionären, bis hin zu den Faschisten, oder den Fremdenverkehrsmanagern und gewissen Partei-, Verbands- oder Kirchenfunktionären überlassen bleiben, Tiroler Wesensart zu definieren und für ihre Zwecke in Beschlag zu nehmen und als Erbhof zu verwalten?

Wenn wir der heute neu aufkommenden Blindheit, Nachgiebigkeit oder gar Mittäterschaft gegenüber totalitären und faschismus-lastigen Bewegungen - nicht zuletzt in Italien, wo heute mit Berlusconi zum ersten Mal im demokratischen Westen eine ausdrückliche Nachfolgeorganisation des Faschismus an die Regierung gekommen ist - nur antifaschistische Mobilisierung, kopflastige Analysen, nostalgische Rückbesinnung auf den Widerstand von Anno dazumal, gelehrte Polit-Raffinessen und wuchtige Bannflüche entgegenhalten, haben wir diese Auseinandersetzung schon verloren.

Wenn jener Fundus an überkommenem Selbstverständnis ohne größere Bedenken den Haiders und Berlusconis überlassen wird, und die Alternative dazu erst in mühseliger Befreiung (Selbstbefreiung oder gar Fremdbefreiung) von all dem bedarf, was für unsere durchschnittlichen Mitbürger zu den liebgewordenen Selbstverständlichkeiten gehört, weil wir unseren Vorstellungen von Humanität und Demokratie den Beigeschmack des Fremdkörpers nicht zu nehmen wissen, dann ist's schlecht um uns bestellt.

Deshalb möchte ich abschließend einige jener Aspekte beleuchten, die sich ebenfalls - vielleicht etwas versteckt und verschüttet - in unserem Tiroler Schatzkästlein befinden und die wirksamer als Verbote und Appelle das Zeug dazu hergeben können, daß wir mit unserer Art von Heimattreue ("vaterlandstreue Verbände" nennen Sie sich ja!) und Weltverbundenheit höchst legitim auf Tiroler Boden stehen, während Nationalismus oder gar Rassismus, Faschismus in jeder Form und deutsch-nationale Einpeitscherei (oder wie sonst immer gefärbter Chauvinismus) dem eigentlichen Tiroler Geist fremd und zuwider sind.

Von diesen Elementen aus dem Tiroler Schatzkästlein, die heute stärker ins Licht gerückt werden müssen, wenn man diese Auseinandersetzung bestehen will, möchte ich vier nennen - in der Hoffnung, auch diesen Aspekten unserer so oft beschworenen Tiroler Eigenart mehr Ansehen und Heimatrecht zu sichern:

1. die demokratische Tradition Tirols, die sich ja nicht dabei erschöpfen darf, daß wir schon im Mittelalter einen Landtag mit vier Ständen hatten;

2. die Tradition des Zusammenlebens mehrere Sprachen und Kulturen in Tirol: Deutsch, Italienisch, Ladinisch waren seit Jahrhunderten im Lande heimisch, das Tiroler Volk war in diesem Sinne gerade das Gegenteil von dem, was man sich unter Artreinheit oder ethnischer Säuberung vorstellen könnte;

3. eine soziale Tradition, die durchaus imstande war, auch ohne entsprechende staatliche Vorkehrungen und Sicherungen ein wirksames soziales Netz zu knüpfen, in dem die Schwächeren solidarischen Halt finden konnten;

4. eine Tradition des schonenden und pfleglichen Umgangs mit der Natur, die kurzsichtiges Ausplündern um schnelles Geld immer wieder zu verhindern wußte.

Wenn diese Aspekte in der dominierenden "Tiroler Ideologie" - auch aus den vorher untersuchten Gründen - nicht so augenscheinlich im Vordergrund stehen, heißt das noch lange nicht, daß man ihre Legitimität und ihr Heimatrecht anzweifeln dürfte.

Zu wünschen wäre, es könnte uns gelingen, einige substantielle und unbestreitbar authentische Tiroler Wurzeln - neben den vielen anderen, aus denen wir uns ebenfalls speisen - in unserem gemeinsamen Bemühen um Abwehr totalitärer Verführung aufzuwerten und zu neuem Leben zu erwecken. "Anti"-Bewegungen, Widerstand, Protest, gesetzliche Vorkehrungen mögen oft genug notwendig sein. Letztlich wird den Ausschlag aber eher die Überzeugungsarbeit geben, daß Humanität, Demokratie, Solidarität, Gerechtigkeit und Menschenrechte, Frieden, Bewahrung der Natur einfach höhere und glaubhaftere Werte darstellen als etwa Blut und Boden, Nation, Rasse, Macht, Geld und Konsum.

Warum ist die sonst so wirksame Tiroler Fremdkörperabwehr gerne auf dem rechten Auge blind?

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