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Kommunismus

1.1.1964, Aus: Offenes Wort
In unserer letzten Nummer brachten wir das Interview: "Kommunistische Jugend". Es wollte ein Vorstoß in ein uns unbekanntes Gebiet sein und gleichzeitig die Grundlage für eine Diskussion bieten. Wir freuen uns, daß dieser Beitrag viel besprochen wurde, und danken für alle Stellungnahmen. Da aber kein zusammenhängender Beitrag einlief, werden wir im Folgenden versuchen, einige klare Gesichtspunkte aufzuzeigen, die das Verhältnis des Katholiken zum Kommunismus bestimmen. Zugleich soll damit die Frage beantwortet werden: "Warum wurden alle Aussagen über die kommunistische Jugend kommentarlos wiedergegeben?" Einfach deshalb, um vorerst zu hören, dann erst zu urteilen und sich damit auseinanderzusetzen. Das sollte und wird in dieser Nummer geschehen.

Warum lehnt der Katholik den Kommunismus ab?

Ist die katholische Kirche gegen die Arbeiter? Will sie die Stellung verteidigen, die in manchen Ländern privilegierte Kreise immer noch einnehmen? Oder fürchtet sie vom Kommunismus Enteignung und ähnliches?

1.) Es ist falsch, Arbeiter und Kommunismus zu identifizieren. Auch kann man nicht die Lage der Arbeiter in allen Ländern gleichsetzen. So gibt es z. B. gerade in den sozial fortschrittlichsten Ländern, die von Arbeiterparteien regiert werden, (Skandinavien, USA) kaum Kommunisten. Also ist die katholische Kirche nicht gegen die Arbeiter, wenn sie gegen den Kommunismus ist.

2.) Der Kommunismus wird von den Katholiken nicht wegen seiner Wirtschaftsform bekämpft, also nicht wegen der (idealen, nicht richtig durchgeführten) Gütergemeinschaft usw. Denn die Kirche ist nicht berufen, über wirtschaftliche Fragen zu entschieden. -

Außerdem hat die ideale kommunistische Wirtschaftsform auch anderswo Anwendung gefunden; z. B. in manchen katholischen Ordensgemeinschaften oder in den Kibbutzim des Staates Israel. Dort aber handelt es sich um eine freiwillige Gütergemeinschaft. -

Abgesehen davon, hat die kommunistische Zwangs-Kollektiv-Wirtschaft überall ganz besondere Nachteile mit sich gebracht. (vgl. die Kolchosen in Rußland, China, Osteuropa, usw. So ist z. B. Rumänien, die "Kornkammer Europas" zu einem armen Land geworden; ebenso die Tschechoslowakei...)

Welche Punkte in der Lehre des Kommunismus sind mit dem Christentum unvereinbar?

a) Der Kommunismus beruft sich ausdrücklich auf Marx und seine Philosophie. Die Marxistische Weltanschauung ist wesentlich nicht nur areligiös sondern antireligiös. Karl Marx selbst sagt: "Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist." (Damit meint er die "verkehrte Welt", die Welt der Reichen und Privilegierten). (Marx: Frühschriften).

"Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei." (Marx: "Zur Kritik der hegelschen Rechtsphilosophie.")

Darum kann sich die Kirche unmöglich mit dem Kommunismus einverstanden erklären. Denn der Kommunismus ist religionsfeindlich, nicht nur antichristlich (vgl. z. B. das Schicksal der Juden in Rußland, oder des Dalai Lama).

b) Der Kommunismus ist ein totalitäres System, d. h. er nimmt dem Einzelmenschen die Freiheit. Darunter fallen wesentliche Äußerungen des menschlichen Lebens: z. B. Religion, Philosophie, Kunst. Literatur, freie Meinungsäußerung. (vgl. Pressefreiheit...)

Da der Kommunismus wie andere totalitäre Systeme (Nazismus und Faschismus...) den Staat verabsolutiert und ihn an oberste Stelle setzt (er wird zum Selbstzweck), rechtfertigt er damit jede Gewalttat. Dadurch wird alles gut, was der Partei dient. (Marx: "Kritik des Gothaer Programms".)

Es ist klar, daß diese Überzeugung nicht mit der christlichen Sittenlehre übereinstimmt.

c) Der Kommunismus leugnet das Recht des Menschen auf Privateigentum: Dieses Recht ist aber im Naturrecht verankert; der Mensch kann zwar freiwillig darauf verzichten (z. B. Ordensleute), nie aber dazu gezwungen werden.

Dazu allerdings betont die Kirche, daß das Eigentum des Menschen auch eine wesentliche soziale Funktion hat: der Christ trägt auch auf diesem Gebiet die Verantwortung der christlichen Nächstenliebe für seine Mitmenschen, er muß zum Ausgleich der Lasten beitragen. (vgl. die päpstlichen Sozialzykliken.)

Verhalten des Katholiken dem Kommunisten gegenüber

Wir haben gesehen, daß das Christentum und der Kommunismus unvereinbar sind: Und doch ist der Christ heute immer wieder mit dem Kommunismus und den Kommunisten konfrontiert. Was tun?

1.) Vor allem müssen wir daran denken, daß das Gebot der Nächsten- (und Feindes)- Liebe auch dem Kommunisten gegenüber gilt. Der hl. Augustinus mahnt uns, "den Irrtum zu hassen, den Irrenden aber zu lieben."

2.) Unseren Glauben müssen wir auch gegen die Angriffe des Kommunismus verteidigen. Deshalb müssen wir sehr auf der Hut sein, um nicht der Propaganda nachzugeben, und uns, als gebildete Katholiken, mit dem Kommunismus befassen: wir müssen seine Lehre kennenlernen und widerlegen können. Und wir müssen unser Christentum, das allein imstande ist, sich ihm entgegenzustellen, viel, viel besser kennen. Da haben wir eine wichtige Pflicht.

3.) Wir müssen, und das ist das Wesentlichste, als Christen leben. Solange unser Christentum nur Museumsstück ist, mit dem wir hin und wieder prahlen, wird der Kommunismus weiter vorrücken. Wenn wir aber alle das Christentum ernst nehmen und praktizieren, wird der Kommunismus von selbst grundlos und gegenstandsleer.

miles
pro dialog