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Begründung der Verleihung des internationalen Alex Langer Preises an Olga Karatch

Internationaler Alexander Langer Preis 2023

 

Olga Karatch


Besondere Erwähnung ZMINA

 

Begründung des Wissenschafts- und Garantiekomitees der Alexander Langer Stiftung


Der Internationale Alexander Langer Preis zielt darauf ab, Gruppen und Einzelpersonen zu unterstützen und zu fördern, die durch ihre Arbeit dazu beitragen, Alexander Langers Vermächtnis lebendig zu halten und sein ziviles, kulturelles und politisches Engagement fortzusetzen. Die Stiftung zeichnet Einzelpersonen und Vereinigungen aus, die mit mutigen Entscheidungen, unabhängigem Denken und starker sozialer Verankerung in der Lage sind, emblematische Situationen und innovative Wege zur Bewältigung der heutigen Krisen zu beleuchten. Der Preis zielt insbesondere darauf ab, Personen zu unterstützen und zu fördern, die sich für Menschenrechte und Friedenspolitik, für Demokratie und das Zusammenleben, gegen Diskriminierung und ethnische Ausgrenzung, für den Schutz des Ökosystems und für die Suche nach Wegen zur sozial-ökologischen Transformation einsetzen.

 

Die Preisträgerinnen und Preisträger zeichnen sich seit jeher durch Großzügigkeit, Mut, Hartnäckigkeit und Widerstand gegen Gewalt aus. Sie agieren meist abseits des Rampenlichts der Weltöffentlichkeit. Seit 1997 verleiht die Stiftung den Preis gezielt an eine Person oder eine Vereinigung aus dem Kreis derjenigen, die in der Lage sind, eine friedliche Antwort auf Krieg oder sozial unerträgliche Situationen zu geben.

 

Das Wissenschafts- und Garantiekomitee der Alexander Langer Stiftung vergibt den Internationalen Alexander Langer Preis 2023 an die Menschenrechtsaktivistin Olga Karatch. Die weißrussische Politikwissenschaftlerin Olga Karatch ist das Gesicht und die treibende Kraft des Menschen- und Bürgerrechtsnetzwerks Our House / Nash Dom (Unser Haus), das sie Ende 2005 gegründet hat und dem sich mehr als 20 Gruppen im ganzen Land angeschlossen haben. Das Wissenschafts- und Garantiekomitee war besonders beeindruckt davon, dass sich Nash Dom nicht auf die Hauptstadt Minsk, sondern auf andere große Städte des Landes konzentriert. Nash Dom unterstützt diejenigen, die nicht gesehen werden.

 

Wir sind der Meinung, dass Belarus ein Land ist, das nicht genügend im Rampenlicht steht, vor allem in der jetzigen Phase des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Der derzeitige Staatschef Lukaschenko ist völlig in der Hand Putins. Er isoliert Land und Bevölkerung weiter, regiert autoritär und verwandelt Belarus weiter in Richtung totalitäres Regime. Die Opposition hat keine Daseinsberechtigung, sie wird physisch ausgeschaltet, ins Exil geschickt, ins Gefängnis gesteckt.

 

Olga Karatch ist die Herausgeberin von Nash Dom, einer im Dezember 2002 in Witebsk im Eigenverlag gegründeten Zeitung. Olga Karatch wurde mehrmals vom Lukaschenko-Regime verhaftet und gefoltert. Seit 2014 lebt sie im Exil in Vilnius, wo Nash Dom in Litauen als Organisation unter dem Namen Internationales Zentrum für Zivilinitiativen registriert ist. Die vom Lukaschenko-Regime als terroristisch eingestufte Organisation koordiniert eine Vielzahl von Freiwilligengruppen in rund 20 belarussischen Städten und im Exil. Nash Dom hat das Ziel, die belarussische Gesellschaft durch gewaltfreie Aktionen zu verändern und den Einfluss der Bürgerinnen und Bürger auf Entscheidungsprozesse zu stärken. Olga Karatch wird vom Lukaschenko-Regime als Bedrohung angesehen. Trotzdem arbeitet sie unermüdlich mit anderen Organisationen zusammen, um auf Menschenrechtsverletzungen hinzuweisen.

 

Der Internationale Alexander Langer Preis 2023 würdigt Olgas Einsatz gegen den Krieg, für die Rechte der Frauen und für einen demokratischen Wandel in Belarus. Das Wissenschafts- und Garantiekomitee wertschätzt die Arbeit von Olga Karatch und ihrem Team, die belarussische Gesellschaft mit gewaltfreien Mitteln zu verändern und den Einfluss der Bürgerinnen und Bürger auf staatliche und institutionelle Entscheidungsprozesse zu stärken. Olga hat nie aufgegeben und weist kontinuierlich auf Menschenrechtsverletzungen und Missstände in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen hin.

 

Es ist uns, dem Wissenschafts- und Garantiekomitee, eine Ehre, Olga Karatch mit dem Internationalen Alexander Langer Preis 2023 auszuzeichnen. Zu ihren vielen Verdiensten gehören unter anderem die Teilnahme am Programm International Service for Human Rights Defenders (Internationaler Dienst für Menschenrechtsverteidiger) im Jahr 2019. Nash Dom hat den Mut gehabt, ein grausames Spiel zu entlarven: 18.000 Kinder ab sechs Jahren werden in mehr als 480 Sommercamps ausgebildet, in denen eine Art militärisches Training geübt wird, das mit dem Gebrauch von Waffen beginnt. Bei diesen Kindern handelt es sich um „Menschenmaterial“, die aus den Peripherien stammen, aus armen Verhältnissen. Das System der militärisch-patriotischen Lager wird vom Verteidigungsministerium orchestriert. Nash Dom, der Verein von Olga Karatch, der in das European nonviolence network eingebettet ist, schlägt stetig Alarm. Nash Dom berichtet mutig über die Manipulationen an Kindern; und Olga Karatch beobachtet mit ihrem Team gewissenhaft alle Menschenrechtsverletzungen in Belarus, beteiligt sich an Antikriegskampagnen und ruft zur Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen auf, in einem Kontext, der durch Programme zur Militarisierung von Kindern und Jugendlichen mehr als verhärtet ist. Olga Karatch ruft die belarussischen Männer auf, den Militärdienst zu verweigern oder ihn zu verlassen, wenn sie bereits im Dienst sind, nach dem Motto „Nein heißt Nein“, wobei sie ausdrücklich an die vom Feminismus geführte Kampagne erinnert.

 

Wir glauben, hiermit die Gründe zusammengefasst zu haben, die uns überzeugt haben, Olga Karatch mit dem Internationalen Alexander Langer Preis 2023 auszuzeichnen. Neben der Vergabe des Preises an Olga Karatch würdigt das Wissenschafts- und Garantiekomitee die Arbeit der Organisation ZMINA mit einer besonderen Erwähnung.

 

Das Zentrum für Menschenrechte ZMINA, eine Nichtregierungsorganisation, engagiert sich für die Förderung der Menschenrechte, die Verteidigung der Rechtsstaatlichkeit und der demokratischen Werte der Zivilgesellschaft in der Ukraine. ZMINA setzt sich für den Schutz der Meinungs- und Bewegungsfreiheit, gegen Diskriminierung, für die Verhinderung von Folter und grausamer Behandlung, für die Unterstützung von Menschenrechts- und Bürgerrechtsverteidigern in der Ukraine, einschließlich in der von Russland besetzten Gebiete auf der Krim, und für den Schutz der Rechte der von der russischen Invasion in der Ukraine betroffenen Menschen ein. ZMINA ist Teil einer Koalition von Bürger- und Menschenrechtsorganisationen und setzt sich auch sehr aktiv für die Rechte ethnischer und sexueller Minderheiten ein, wie die der tatarischen Bevölkerung und der LGBTQ+ Personen.


Die Präsidentin des Wissenschafts- und Garantiekomitees

Elisabeth Alber

 

 

Die Präsidentin des Verwaltungsrats

Christine Stufferin

 


Die Mitglieder des Wissenschafts- und Garantieausschusses der Alexander Langer Stiftung sind Elisabeth Alber, Grazia Barbiero, Anna Brambilla, Azra Fetahović, Bettina Foa, David Hofmann, Giulia Levi, Fabiana Martini, Salvatore Saltarelli, Giovanni Scotto, Gianni Tamino, Franz Tutzer, Mao Valpiana, Nazario Zambaldi, Simone Zoppellaro.

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