Alexander Langer Alexander Langer Nachlass

Biographie Schriften - Alexander Langer Bibliographie Erinnerungen Nachlass
(22) Cassar-Simma: Trag Sorge - Abbi Cura - Take Care (11)

Wie steht es um den Nachlass von Alexander Langer

24.5.2021, Fondazione Alexander Langer Stiftung    

 Am 22. Februar vergangen Jahres trafen wir uns in Sterzing um gemeinsam Alex’ zu gedenken. Wir sprachen über die Wichtigkeit des Nachlasses, den wir verwahren: die Schriften, die Video- und Audio-Aufnahmen von und über Alex. Der Archivbestand, der im Sitz der Stiftung aufbewahrt wird, ist ein wichtiges Vermächtniss und stellt eine unerschöpfliche Quelle für all jene dar (interessierte Personen, StudentInnen, DoktorandInnen, ForscherInnen, SchriftstellerInnen, JournalistInnen …), die darin recherchieren, forschen und um dessen Aufarbeitung bemüht sind.

 

Der Wert dieses Kulturgutes wurde in einem ersten maßgeblichen Schritt durch das MIBAC bescheinigt: am 26. November 2019 erklärte die zuständige - Direzione Generale Archivi, Soprintendenza Archivistica e Bibliografica del Veneto e del Trentino-Alto Adige - das Alexander Langer Archiv als “von besonders bedeutendem historischem Interesse”. Dieser Anerkennung folgte jene durch das Landesdenkmalamt der Provinz Bozen, welche das Archiv am 27. Januar 2021 als von “erheblichem historischen Interesse” einstufte. In der Begründung hierfür, wurde Alexander Langer als “einer der prägendsten intellektuellen und politischen Protagonisten der Südtiroler Nachkriegsjahre” bezeichnet. Die Bedeutung dieser Anerkennungen geht weit über den unumstrittenen dokumentarischen Wert des Archivbestandes hinaus und unterstreicht einmal mehr die Wichtigkeit der Sicherung und des Erhalts desselben. Die Anerkennungen, besonders durch das Amt für Denkmalpflege der Provinz Bozen, sind verbindliches Zeichen öffentlichen Anerkennung Alexander Langer’s in Südtirol.  

 

Die Stiftung hat sich seit Jahren mit der Frage um den gegenwärtigen und zukünftigen Verbleib des Nachlasses beschäftigt, mit dem Ziel eine Lösung zu finden, welche sowohl die Aufwertung, als auch Verwahrung und Verwaltung (Qualitätsstandards, öffentlicher Zugang und dessen Dauerhaftigkeit, …) des Bestandes garantieren kann.

Zur Aufwertung haben wir uns um Unterstützung und Förderungen (auch finanzieller Natur) bemüht und uns an all jene gewandt, die durch ihre Zielsetzung oder durch Verbundenheit zur Stiftung Aufmerksamkeit und Sensibilität für das Gedankengut und das Werk Langer’s gezeigt haben. Es handelt sich dabei um Einrichtungen, Institutionen, Vereine und Privatpersonen, mit denen wir im Laufe der Zeit ins Gespräch gekommen sind und zusammengearbeitet haben.

Im Hinblick auf die Verwaltung wurde versucht allen Interessierten den bestmöglichen Zugang zu gewähren, besonders StudentInnen und DoktorandInnen. Dieser Dienst kann jedoch angesichts der steigenden Nachfragen, sowie des zunehmenden und sich potentiell erweiternden Interesses an einer Aufarbeitung der Dokumente von Alexander Langer, nicht mehr umfassend gewährleistet werden. Zudem handelt es sich bei der Verwahrung und Verwaltung eines Nachlass um spezifische Aufgaben, welche nicht nur kostspielig, sondern für eine Realität wie die unsere - welche Großteils auf freiwillige Mitarbeit basiert - schwer zu stemmen sind.

 

Die Verpflichtungen, welche mit der öffentlichen Anerkennung einhergehen, machen die Übergabe des Archivbestandes an eine adäquate Einrichtung früher oder später unumgänglich. Dieser Schritt - wie vor einem Jahr in Sterzing besprochen - bedeutet nicht das Aufgeben des Herzstücks der Stiftung (es geht nicht um die Übergabe des Nachlasses als Eigentum) sondern darum eine bessere Nutzung und Zugänglichkeit zu gewährleisten, vor allem aber auch den Bestand in seiner Gesamtheit zu schützen. Dieser Schritt ist im Sinne einer Übergabe zu verstehen um das dokumentarische Erbe bestmöglich zu nutzen und umfangreich zu würdigen.

 

In diesem Zusammenhang hatten wir die Zusammenarbeit mit der Fondazione del Museo storico del Trentino angekündigt, welche als entsprechende Einrichtung bereit war, den Bestand zu übernehmen, zu erhalten und durch Initiativen und Projekte in Zusammenarbeit mit der Langer Stiftung aufzuwerten. Ohne die Bereitschaft vonseiten der übernehmenden Institution, sich aktiv um die Aufwertung des Nachlasses zu bemühen, ist eine Übergabe des Archives für uns undenkbar.

Die Aussicht auf eine mögliche Übergabe des Nachlasses an die Stiftung im Trentino hat auch das Interesse des Südtiroler Landesarchiv geweckt, welches 2001 die Inventarisierung des Bestandes finanziert hatte. In den vergangenen Jahren hatten wir mehrfach den Kontakt zum Südtiroler Landesarchiv, um Möglichkeiten und Bedingungen für die Übergabe des Nachlasses abzuwägen. Dies erscheint uns nun realisierbar.

Die Beziehung, welche wir mit der Fondazione Museo storico del Trentino geknüpft haben, hat zur Ausarbeitung einer Vereinbarung für eine Zusammenarbeit geführt. Mit der Einbindung des Südtiroler Landesarchivs wurde diese nun erweitert. Im Laufe mehrer Treffen zwischen der Alexander Langer Stiftung, dem Südtiroler Landesarchiv und der Fondazione Museo storico del Trentino wurde in den letzten Monaten die „Vereinbarung zur Zusammenarbeit“ gemeinsam ausgearbeitet. Es wurde ein Abkommens-Vorschlag erarbeitet, welcher am Ziel festhält, gemeinsam konkrete Projekte und Aktivitäten ausfindig zu machen, auszuarbeiten und zu realisieren, die darauf abzielen den Nachlass und die Person Alexander Langer’s aufzuwerten. Folgende konkrete Schritte sind vorgesehen: die Digitalisierung von Teilen des Bestandes nach Themenbereichen, die Veröffentlichung einer Auswahl von Alex’ Schriften und Wortmeldungen im Südtiroler Landtag und im Europaparlament, die Förderung von Recherche und Forschung innerhalb der zentralen Themen: Autonomie, Ökologie, Lebensstile, Minderheiten und Zusammenleben, sowie die Organisation und Koordination von Seminare, Konferenzen, Ausstellungen und andere öffentliche Veranstaltungen.

Erste konkrete Ergebnisse dieser Zusammenarbeit gibt es bereits. In einem derzeit anlaufenden Projekt - mit Unterstützung der Fondazione Museo storico del Trentino - werden in Anlehnung an den „Decalogo – Zehn Punkte für das Zusammenleben“ drei Videos erstellt um als Serie ausgestrahlt zu werden. Ebenso bereits angelaufen ist die Inventarisierung der Korrespondenz Langer’s, welche durch die Finanzierung durch das Südtiroler Landesarchiv an die Alexander Langer Stiftung, ermöglicht wird.

Bei Unterzeichnung des Abkommens der Zusammenarbeit zwischen der Fondazione Alexander Langer Stiftung, dem Südtiroler Landesarchiv und der Fondazione del Museo storico del Trentino, werden weitere gemeinsame Projekte bekannt gegeben, die für die zweite Jahreshälfte und Anfang 2022 geplant sind.

 

Giorgio Mezzalira, Ingrid Facchinelli  

Fondazione Alexander Langer Stiftung                                                                                     

 

Bozen, 24.5.2021

 

pro dialog